Die Auszeichnungen der Militärkanzlei für Traditionsregimenter

© Jörg C. Steiner

Die Militärkanzlei für Traditionsregimenter - im folgenden immer nur Militärkanzlei genannt - wurde 1989 in Wien gegründet und 1993 in Regau (Oberösterreich) zum Verein angemeldet. Die Militärkanzlei versteht sich als Dachorganisation verschiedener uniformierter Traditionsregimenter, Bürger- und Schützenkorps auf dem Gebiet der gesamten ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie. Obwohl der Tod des Gründers und langjährigen Vorstandes Oberst i.Tr. Alexander Sixtus von Reden im Jahre 2004 eine schwer zu schließende Lücke hinterlässt scheint doch die Fortführung des Vereines gewünscht zu sein.

Vorgeschichte

Die Militärkanzlei, zuerst aus der Not, die vielen verschiedenen uniformierten Verbände während den Feierlichkeiten zur Beerdigung von Kaiserin Zita zu koordinieren, heraus geboren wurde rasch, dank der umsichtigen Führung von Oberst i.Tr. Reden, eine Organisation von grenzüberschreitender Bedeutung. Die Militärkanzlei versteht sich als Dach- und Serviceorganisation für alle Traditionseinheiten und hat rund 30 Mitglieder, die jeweils eine andere uniformierte Organisation vertreten. Alle Auszeichnungen sind grundsätzlich nur von "Reichsinländern", also Personen, die auf dem Gebiet der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie bzw. ihren Nachfolgestaaten leben, erworben werden und nur in Ausnahmefällen von Personen anderer Staatsangehörigkeit. Einmal im Jahr organisiert die Militärkanzlei eine Großausrückung genanntes internationales Treffen in möglichst jeweils einem anderen Kronland z.B. 1995 in Gorlice, 1996 und 1998 in Lissa, 1999 in Czernowitz usw. Im Vorstand waren 2003: Vorstand: Oberst i.Tr. Mag. Alexander Sixtus Freiherr von Reden; 1.Vorstand-Stv. und Leiter der Marinesektion: Fregattenkapitän i.Tr. Dipl.Ing. Walter Höller; 2.Vorstand-Stv.: Rittmeister i.Tr. Erich-Maria Wenzel; Kabinettchef und Kanzleileiter: Major i.Tr. Ing. Wilfried Chwala sowie Rechnungsoffizier: Oberleutnant i.Tr. Georg Freiherr Reichlin von Meldegg. Wie die Zusammensetzung nach dem Tode von Oberst i.Tr. Freiherr von Reden und wie es überhaupt weitergehen soll ist mir leider (noch) nicht bekannt.

Stiftung, Verleihung und Gestaltung der Auszeichnungen

Die Auszeichnungen der Militärkanzlei kann man grundsätzlich in zwei Gruppen einteilen - solche die zu einem einmaligen Anlaß gestiftet wurden und daher deren Verleihung abgeschlossen ist und solche die seit ihrer Stiftung bin heute verliehen werden können. Zur ersten Gruppe gehören das, weit über die Militärkanzlei hinaus bekannte Zita-Erinnerungskreuz, welches anlässlich der Beerdingung von Kaiserin Zita gestiftet und verliehen wurde und die Lissa-Medaille, welche anlässlich der Wideraufstellung des Löwen-Denkmals in Lissa gestiftet und verliehen wurde. Die Informationen zu diesen beiden Dekorationen ist der Übersicht halber in separate Artikel ausgelagert - bitte dem jeweiligen Link zu folgen!

Die zweite Gruppe der Auszeichnungen beinhaltet die Stiftung und Verleihung der böhmischen sowie ungarischen Freiheitskreuze und der Verdienstkreuze der Militärkanzlei (MKV), beide werden im Folgenden ausführlich behandelt.

Böhmisches bzw. Ungarisches Freiheitskreuz

Die Freiheitskreuze wurden anlässlich der Rückkehr der beiden ehemaligen Reichsteile der österreichisch-ungarischen Monarchie, Böhmen-Mähren und Ungarn, in die Gemeinschaft der demokratischen Staaten Europas gestiftet und soll darüberhinaus daran erinnern, dass Angehörige österreichischer Traditionsregimenter sowie Bürger- und Schützenkorps bereits in kommunistischer Zeit in k.u.k. Uniform an militärischen Zeremonien in diesen Ländern teilgenommen haben und damit einen wesentlichen Beitrag zur Zusammenführung der Völker der ehemaligen Habsburgermonarchie im Sinne der gemeinsamen Geschichte geleistet haben.

Grundsätzlich kann jeder, der die nachstehenden Bedingungen erfüllt und ein entsprechendes erläuterndes Schreiben an die Militärkanzlei richtet, eines der Freiheitskreuze verliehen bekommen, soferne er Reichsinländer im Sinne der österreichisch-ungarischen Monarchie ist.

a) Taxfreie Verleihung

Die taxfreie Verleihung erfolgt an Mitglieder von k.u.k. Traditionsregimentern, sowie Zivilpersonen mit ungarischer bzw. tschechischer bzw. slowakischer Staatsbürgerschaft, die sich um die Rekonstruierung von Traditionsregimentern bzw. die Erhaltung und Pflege österreichischer Militärdenkmäler - auch im wissenschaftlich-publizistischen Sinne - verdient gemacht haben.

b) Verleihungen zum Selbstkostenpreis (Taxe öS 200,-)

Die Verleihung gegen obgenannte Taxe erfolgt an Mitglieder von Traditionsregimentern sowie Bürger- und Schützenkorps mit österreichischer Staatsangehörigkeit, die VOR dem 1. Jänner 1990 in Böhmen-Mähren bzw. Ungarn (einschließlich Siebenbürgens) in Uniform ausgerückt sind, also noch zur Zeit des kommunistischen Regimes.

c) Verleihungen mit einer Taxe von mindestens öS 700,-

Zu dieser Gruppe zählen Zivilpersonen mit österreichischer Staatsangehörigkeit, die sich um den geistigen und/oder materiellen Wiederaufbau Böhmen-Mährens und /oder Ungarns (einschließlich Siebenbürgens) verdient gemacht haben.

Die Freiheitskreuze inklusive der Urkunden wurden von Freiherr von Reden selber entworfen. Das Kreuz, welches jeweils von einem Doppeladler überhöht ist, trägt im oberen Kreuzarm die Jahreszahl "1989", als Jahr der politischen Umwälzung, und im unteren Kreuzarm die Jahreszahl "1990", als Jahr der Stiftung der Auszeichnung; die Rückseite ist nicht gestaltet. Das Böhmische Freiheitskreuz trägt in der Mitte das böhmische Wappen, überhöht von der Wenzelskrone und wird an einem halb rot, halb weiß gestreiften Band getragen. Das Ungarische Freiheitskreuz trägt in der Mitte das ungarische Wappen, überhöht von der St.Stephanskrone und wird an einem zu gleichen Teilen gestreiften rot-weiß-grünem Band getragen. Der an sich geschmackvolle Entwurf wird allerdings durch eine billige und lieblose Fertigung zunichte gemacht.

Die ersten Verleihungen von Ungarischen Freiheitskreuzen erfolgte am 8. März 1991 in Ried im Innkreis (Oberösterreich), die ersten Böhmischen Freiheitskreuze wurden am 16. März 1991 in Wien verliehen. Laut schriftlicher Auskunft an den Autor wurden bis Mai 2000 rund 70 Kreuze verliehen.

 

Ungarisches und Böhmisches Freiheitskreuz Verleihungsurkunde

Verdienstkreuze der Militärkanzlei (MKV)

Die Verdienstkreuze der Militärkanzlei wurden am 20. November 1992 - dem 80sten Geburtstag von Erzherzog Dr. Otto von Habsburg-Lothringen - vorerst in einer Klasse am Dreiecksband zu tragen gestiftet. Im Jahre 1996 wurde dies um ein Steckkreuz und im Jahre 1999 um einen Silbernen und einen Goldenen Verdienststern erweitert. Dies ergibt nun folgende Abstufungen des MKV:

- 2.Klasse - ein bronzenes Prankenkreuz mit einem österreichisch-ungarischen Doppeladler im ovalen Mittelmedaillon und dem Stiftungsjahr "1992" im unteren Kreuzarm. Die Rückseite ist nicht gestaltet und es wird an einem schwarz-gelb gerippten Dreiecksband an der linken Brustseite getragen. Die Kreuze der 2.Klasse können an alle Personen, unabhängig von ihrem Rang, verliehen werden, die sich um den Auf- bzw. Ausbau von Traditionseinheiten verdient gemacht haben. Bis Mai 2000 wurden rund 50 Stück verliehen.

- 1. Klasse - ein Steckkreuz, welches in Design der 2. Klasse entspricht, jedoch weiß mit roter Umrandung emailliert ist, das Mittelmedaillon vergoldet. Es wird aus ähnlichen Gründen wie die 2.Klasse verliehen, jedoch ausschließlich an Offiziere. Bis Mai 200 wurden 3 Stück verliehen.

- Silberner Verdienststern - ein Bruststern mit aufgelegtem Verdienstkreuz 1.Klasse. Diese Dekoration ist Mitgliedern der Militärkanzlei in leitender Stellung bzw. Kommandanten von Traditionsregimentern oder überregionaler Organisationen vorbehalten. Bis Mai 2000 wurden 2 Stück verliehen.

- Goldener Verdienststern - entspricht dem Silbernen Verdienststern ist jedoch vergoldet. Diese Dekoration ist ausschließlich die Amtsinsignie des jeweiligen Vorstandes der Militärkanzlei, wird jedoch diesem auf Lebenszeit verliehen.

Die Verleihungen erfolgten bis dato angeblich ausschließlich taxfrei, ob dies allerdings auch in Zukunft so bleiben soll ist mir (noch) nicht bekannt.

 

Verdienstkreuz 2. und 1. Klasse
Verleihungsurkunde

 

Quellen & Literatur:
Korrespondenz des Autors mit Herrn Alexander Sixtus Freiherr von Reden in den Jahren 1992 und 1993.
Unterlage der Militärkanzlei Stand: Mai 2000 betreffend aller Auszeichnungen
Korrespondenz des Autors mit Herrn Alexander Sixtus Freiherr von Reden im Jahre 2001 und 2002

 

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