Die Universal Light Church - ULC

© Jörg C. Steiner

Die USA sind ja in vielen Dingen tatsächlich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, je nach Bundesstaat kann man für nur wenige Dollar eine millionenschwere Aktiengesellschaft registrieren lassen, die diese Millionen nur für ein paar Stunden zum Zeitpunkt der Registrierung halt leihweise besessen hat oder es kann auch jeder selbsternannte Prediger um 10,- US-Dollar seine eigene Kirche registrieren lassen und die damit verbundenen steuerlichen Vorteile lukrieren. Für Europäer schwer vorstellbar, doch im bigotten Amerika durchaus logisch erklärbar - zum besseren Verständnis sollte man sich die sonntäglichen Fernsehprediger (im europäischen Kabelfernsehen auf NBC) ansehen oder die geradezu unglaublichen Aussagen während des zweiten Wahlkampfes um die Präsidentschaft von Georg W. Bush anhören! 

Als der bekennende Analphabet und Prediger Kirby J. Hensly seine Kirche vor bald 50 Jahren in Kalifornien registrieren ließ, hatte er lediglich das Ziel seine Schäfchen glücklich zu machen - und wenn es sie glücklich machte Titel zu erhalten, warum ihnen nicht den Wunsch erfüllen? Und die ULC tat wie ihr geheißen und versorgt seither die Gläubigen weltweit mit Urkunden und Diplomen zu wahrhaft christlichen Preisen von 2,- bis maximal 20,- US-Dollar! Neben den üblichen kirchlichen Titeln wie Abbe, Archbishop, Bishop, Brahman, Cardinal, Deacon, Dervish, Guru, Lama, Monsignore sind auch alle anderen gewünschten Titel (z.B. Colonel, Consul etc.) ohne Aufpreis möglich. Selbstverständlich alle nur möglichen pseudo-akademischen Würden wie Bachelor-, Master- und Doctor-Titel aller denkbaren Fachrichtungen sind ebenso vorrätig wie Urkunden zur Heiligsprechung (Sainthood Certificate) - übrigens ein nettes Geburtstagsgeschenk für Omi oder Mutti - sowie Aufkleber, Fähnchen oder Presseausweise mit passendem Windschutzscheiben-Schild, die dem Inhaber bescheinigen ein kirchlicher Würdenträger (Clergy) zu sein. Gerade der Titel "Doctor of Divinity" scheint sowas wie eine Mindestvoraussetzung für jeden aufrechten Prediger zu sein - er wird auch nahezu von allen Freikirchen z.B. The Aquarian Church, der Mother Earth Church, der Independent Catholic Church International oder The Holy Episcopal Church in America angeboten.

Es ist also unschwer vorzustellen warum die hierorts ansässigen Amtskirchen bei solchen Praktiken nahe am Herzinfarkt sind, zumal sie in den USA durchaus gleich wie solche "Freikirchen" behandelt werden. Alle Versuche diesem "Unwesen" in den USA gerichtlich zu Leibe zu rücken schlugen natürlich fehl - bei der ULC wurde die Klage sogar bis zum Obersten Bundesgerichtshof (Supreme Court) vorangetrieben, der jedoch 1974 zugunsten der ULC entschied und diese für legal und rechtmäßig nach den US Bundesgesetzen anerkannte. Was in Amerika noch zähneknirschend hingenommen werden muss wird natürlich im eigenen Hinterhof - sprich Europa - bis zum Äußersten bekämpft, wo kämen wir den da hin wenn jeder nach seiner Vorstellung an Jesus Christus glauben würde! Friedrich-Wilhelm Haack, der Sektenbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, sowie seine Amtskollegen der katholischen Kirchen verfolgen jedes öffentliche Auftauchen der ULC oder ähnlicher amerikanischer Freikirchen mit Argusaugen und verbringen ihre Tage damit entsprechende Anzeigen und Sachverhaltsdarstellungen an die zuständigen Behörden zu verfassen. Womit sie nach den hier gültigen Gesetzen durchaus recht haben, immerhin ist mit der Anerkennung als Religionsgemeinschaft in den meisten europäischen Staaten ein ganzer Wust an Privilegien und Steuervorteilen verbunden. Laut den eigenen Unterlagen "A Textbook About ULC" publiziert 1984 besteht die Lehre der ULC darin keine Lehren zu haben genauer: "Die ULS glaubt nur eines: das, was richtig ist - und (was) richtig (ist) muß jeder in seinem Herzen selber finden und festlegen" - grundsätzlich kein unvernünftiger Satz, aber selbstverständlich zu wenig um auch nur in irgend einem Staat Europas als Kirche anerkannt zu werden.

Fassen wir also zusammen: Mit einer Urkunde der ULC (oder einer anderen amerikanischen Freikirche) in Europa im allgemeinen und Deutschland bzw. Österreich im besonderen als kirchlicher Würdenträger anerkannt zu werden ist praktisch Null - die Gründung einer Religionsgemeinschaft wird von den Amtskirchen niedergeklagt und das örtliche Finanzamt wird einen Antrag auf steuerliche Begünstigung jedenfalls ablehnen. Das Führen von ausländischen akademischen Titeln, oder Titeln, die diesen ähnlich sind, ist in Deutschland und Österreich aufgrund der früheren Nazi-Gesetzgebung, die nach dem Kriege beibehalten worden ist, extrem restriktiv. Was bedeutet, das das Führen eines ausländischen Titels (echt oder nicht) ohne Nostrifizierung durch die Behörde bereits strafbar ist und wenn man versucht einen Titel einer amerikanischen Freikirche nostrifizieren zu lassen kriegen die Beamten wahrscheinlich schon beim Betreten der Amtsstube Lachkrämpfe! Langer Rede kurzer Sinn - alle Dokumente, die von der ULC oder vergleichbarer Organisationen ausgestellt werden sind hierorts kaum das Papier wert auf dem sie geschrieben worden sind. Es kann einem zwar niemand verbieten sich sowas zu kaufen und daheim oder im Büro hübsch gerahmt an der Wand hängen zu haben, aber im Grunde rangiert es auf dem Niveau der "Urkunde für die liebste aller Mamis" oder dem "Oscar für den besten Papa", die man im örtlichen Papierwaren-Fachhandel auch kaufen kann. Sogesehen sind die Preise der ULC (meist 5,- oder 10,- US-Dollar plus Porto) durchaus angemessen. Der "Betrug" also, den Sektenbeauftragter Haack und seine katholischen Kumpane hier ständig verfolgen, wird wie ich finde nicht von der ULC begangen, die tut in den USA nichts ungesetzliches oder unstatthaftes, sondern von den ach so smarten "Titelhändlern" hier zu lande, die doch tatsächlich zum einen den Eindruck erwecken, die örtlichen Behörden würden sich von den US-amerikanischen Gesetzen beeindrucken lassen und zum anderen meist das 10- bis 100fache der tatsächlichen Kosten von Ahnungslosen kassieren! Gerade jetzt läßt sich wieder ein verstärktes Angebot in eBay-Deutschland feststellen.

Man merke also auch hier - lieber gleich zum Schmied als zum Schmiedl gehn!

 

Kirby J. Hensley - Gründer der ULC

Quellen & Literatur:
Friedrich-Wilhelm Haack; Religion und Dekoration - Freibischöfe-Neo-Orden-Vagantenprieser; ARGE für Religions- und Weltanschauungfragen München 1990
Dr.Gerhard Kurtz; Vertrauliches Lexikon des Titelhandels; 3. Auflage Panama City 1993

 

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