Der griechische Ritterorden des Heiligen Eugen von Trapezunt

© Jörg C. Steiner

Seit seit den 1930er Jahren verleiht der jeweilige Thronprätendent auf den Thron Griechenlands aus dem Hause Laskaris-Komnenos, welches im Exil in Spanien lebt, an treue Mitstreiter und Anhänger diesen Orden, der in der Ordenssprache "Ordre Chavaleresque de Saint Eugene de Trebizonde", in Englischer Übersetzung " Imperial Order of Saint Eugenios of Trebizond" und schließlich in Deutscher Sprache "Ritterorden des Heiligen Eugen von Trapezunt" genannt wird - nach der Bezeichnung in Mittelgriechisch: Βασίλειον τής Τραπεζούντας (Basileion tēs Trapezuntas)

Vorgeschichte

Der Zerfall des Byzantinischen Imperiums, beschleunigt durch die Eroberung Constantinopels durch die Ritter des 4. Kreuzzuges, brachte an den Rändern des Imperiums drei kleine Nachfolgestaaten hervor, das Königreich von Nicaea, gegründet von Theodoros I. Laskaris, das Herzogtum Epirus, gegründet von Michael I. Komnenos Doukas und entlang der Küste des Schwarzen Meeres das Königreich von Trapezunt welches von Alexios I. Megas aus dem Hause Komnenos im April 1204 gegründet wurde. Nach 22 Herrschern konnte der letzte König David Megas Komnenos dem Ansturm der Seltschukischen Reiterheere nicht mehr standhalten. Als letzter Nachfolgestaat des Byzantinischen Imperiums ging das Königreich von Trapezunt am 15. August 1406 unter. Die Familien von Laskaris und Komnenos gehören also zu den ältersten und vornehmsten Fürstengeschlechter Griechenlands mit Wurzeln im Byzantinischen Reich.

Als sich im Jahre 1821 die Griechen gegen die Fremdherrschaft durch das Ottomanische Reich erhoben waren die Prinzen des Hauses Laskaris-Komnenos an vorderster Front der Anführer zu finden. Der von den Türken blutigst niedergeschlagene Aufstand vertrieb den Großteil der überlebenden Aristokratie ins Ausland. Griechenlands Hochadel wurde dadurch über ganz Europa verstreut, die Fürstliche Familie von Laskaris-Komnenos ließ sich im Spanischen Exil nieder wo deren Nachkommen noch heute leben.

Als 1923 in Griechenland die Republik ausgerufen wurde wandten sind bestimmte, eher intellektuelle und klerikale Kreise an den Prinzen Eugenios von Laskaris-Komnenos, der damals im Exil in Aragon (Spanien) lebte, boten ihm den griechischen Thron an, doch dieser wollte keinen Bürgerkrieg heraufbeschwören und lehnte ab. Ein neuerlicher Versuche wurde 1935, diesmal sogar unterstützt von den Patriarchen von Constantinopel, Alexandria und Jerusalem, unternommen. Prinz Eugenios lehnte erneut dieses Angebot ab, stiftete aber zum Andenken an den Schutzpatron des Königreiches von Trapezunt, den Heiligen Eugenios, der in der Regierungszeit von Diokletian 292 den Märtyrertod erlitten hatte, einen Hausorden um die Anhänglichkeit seiner treuen Gefolgsleute belohnen zu können. Der aktuelle Großmeister ist der vierte und letzte lebende Sohn des Ordensstifters Fürst Juan Arcadio Laskaris-Komnenos (geboren 1926).

Stiftung und Verleihung

Der Hausorden wurde im Jahre 1950 beim zuständigen Ministerium für Justiz amtlich registriert und zugelassen. Er wird an Herren sowie Damen in jeweils drei Klassen verliehen mit den Bezeichnungen: für Herren: Spatharios (Ritter), Protospatharios (Kommandeur) und Archon (Großkreuz) bzw. für Damen: Archontissa (Dame), Protoarchontissa (Komtur-Dame) und Aristeia (Großkreuz-Dame). Die querformatige Verleihungsurkunde ist ca. 32,5 cm x 25 cm (etwas größer als DIN A4), in französischer Sprache verfasst und trägt neben dem Prägesiegel des Ordens die Stempel und Unterschriften des Großmeisters und seines Kanzlers..

Gestaltung der Dekoration

Das Ordenszeichen besteht aus einem schwarz emaillierten silbernen Griechischen Kreuz mit ebenfalls silbernen Nägeln an den Enden. Das Mittelmedaillon zeigt auf blauem Hintergrund ein goldenes Portrait des Heiligen Eugenios umgeben von einem weiß emaillierten Spruchband mit dem Namen des Ordens in griechischen Buchstaben. Das Kreuz hängt an einem gekrönten Byzantinischen Doppeladler mit dem Wappenschild des Königreiches Trapenzunt (3 schwarze waagrechte Balken auf weißem Grund) auf der Brust, darunter die Byzantinische Krone mit geringelten Pendillien.  Vorder- und Rückseite des Kreuzes sind gleich. Zum Großkreuz gibt es einen vergoldeten, achtstrahligen, brillantierten Bruststern auf dem das Ordenskreuz inklusive der Krone als Überhöhung aufgelegt ist, die Komture tragen einen ebensolchen in Silber. Das Band gemäß den königlichen Farben halb schwarz und halb weiß. Einer der bekannteren Hersteller dieses Ordens ist die italienische Firma Alberti, die die Insignien in weiß gefütterten, dunkelgrünen Etuis ausliefert. 

Ordenszeichen für Ritter  Komtur-Set Spanisches Buch über die Ordensgeschichte

 

Großkreuz-Set Urkunde zum Großkreuz aus dem Jahre 2008

 

Quellen & Literatur:
Auskunft des Direktors des Büros für auswärtige Angelegenheiten des Ordens an den Autor.
Wikipedia-Einträge zu den Nachfolgestaaten des Byzantinischen Reiches
Norberto de Castro y Tosi: Eugenio II, un Principe de Byzancio; Bibliotheca Universitaria No.4, Madrid
Juan Arcadio Lascaris Comneno: La Orden Byzantina de san Eugenio de Trebizonda; Bibliotheca Universitaria No.5, Madrid
Ricardo Pano: Genealogia tou Autokratorikou Oikou ton Laskareon-Komnenon; Athen 1976 (in griechischer Sprache und Schrift)
Vincenzo Privitera: Ordini Cavallereschi - Storia e Decorazioni; Catania 1982

 

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