Das Ehrenzeichen vom Heiligen Stephanus der Erzdiözese Wien

© Jörg C. Steiner

Seit dem Jahre 1964 verleiht der jeweilige Erzbischof von Wien an verdiente Laien das Ehrenzeichen vom Heiligen Stephanus - eine Medaille in den drei Stufen Bronze, Silber und Gold. Der Heilige Stephanus ist der Hauptpatron der Metropolitankirche von Wien, sein Festtag ist der 26. Dezember.

Vorgeschichte

Die ersten Entwürfe zu der geplanten Auszeichnung lieferte im Februar 1962 der Wiener Architekt Dipl.Ing. Dr.techn. Ladislaus Hruska. Er legte nicht nur Entwürfe für eine Medaille sonder auch gleich für ein mehrstufiges Ehrenzeichen vor - ja nach Grad der Dekoration sollten verschiedene Teile emailliert bzw. mit Straßsteinen besetzt werden. Diese Entwürfe schienen jedoch aus geschmacklichen, wie auch aus technischen Gründen nicht realisierenswert gewesen zu sein. Man entschloss sich vielmehr auf Anraten des Bauamtes der Erzdiözese im Juli 1962 an den Bildhauer und Medailleur Professor Ferdinand Welz aus Wien 2., bezüglich neuer Entwürfe heranzutreten. Diese wurden letztendlich dann auch ausgeführt. Die Erzeugung obliegt bis heute der Firma Karl Pichler KG in A-6401 Inzing (Tirol).

Stiftung und Verleihung

Im Wiener Diözesanblatt Nr. 6 vom 1. Juni 1964 wurde durch Veröffentlichung der Statuten die Stiftung des neuen Ehrenzeichens wie folgt bekannt gegeben:

"119. Statuten für die Verleihung des Ehrenzeichens vom hl. Stephanus / Wiener Diözesanauszeichnung

Se. Eminenz, der hochwürdigste Herr Kardinal Dr. franz König, Erzbischof von Wien, hat die Verleihung des Ehrenzeichens vom hl. Stephanus beschlossen. Damit soll ermöglicht werden, besonderen Verdiensten um die Wiener Erzdiözese öffentliche Anerkennung zuteil werden zu lassen. Se. Eminenz hat daher die folgenden Satzungen genehmigt:

§ 1 - Da der Erzmärtyrer Stephanus der Hauptpatron der Metropolitankirche von Wien ist, so soll die Wiener Diözesanauszeichnung den Namen "Ehrenzeichen vom hl. Stephanus" tragen.

§ 2 - Die endgültige Entscheidung über die Verleihung des Ehrenzeichens wird auf Vorschlag des dafür eingesetzten Kuratoriums vom jeweiligen Erzbischof von Wien persönlich oder durch den von ihm beauftragten Stellvertreter getroffen.

§ 3 - Die Anträge für die Verleihung des Ehrenzeichens mit einem dafür vorgesehenen Formular sind an das Erzbischöfliche Ordinariat zu richten.

§ 4 - Die Anträge werden nach Einholung der Stellungnahme des für den Auszuzeichnenden zuständigen Pfarrers bzw. Dechanten durch das Erzbischöfliche Ordinariat einem Kuratorium vorgelegt.

§ 5 - Das Kuratorium für die Verleihung der Diözesanauszeichnung setzt sich wie folgt zusammen: Vorsitzender ist der vom Erzbischof dafür ernannte Generalvikar. Sekretär ist der jeweilige Kanzler. Weitere Mitglieder werden von Sr. Eminenz ernannt.

§ 6 - Die Anträge werden vom Vorsitzenden oder vom Sekretär dem Kuratorium vorgelegt, das dann mit Stimmenmehrheit - bei Stimmengleichheit entscheidet der jeweilige Vorsitzende - die Verleihung empfiehlt oder ablehnt; die Gründe für die Entscheidung werden nur dem Erzbischof bekannt gegeben.

§ 7 - Die Namen der durch das Kuratorium empfohlenen Auszuzeichnenden werden dem Erzbischof vorgelegt.

§ 8 - Das Ehrenzeichen wird in drei Klassen verliehen. Die Richtlinien, die dafür maßgebend sein sollen, sind vom Kuratorium festzulegen und gegebenenfalls zu modifizieren.

§ 9 - Für die Richtlinien gelten folgende Bestimmungen: Der Hauptzweck des Ehrenzeichens ist die öffentliche Anerkennung und Belohnung der um die Wiener Erzdiözese erworbenen Verdienste. Es können daher diese Auszeichnung nur jene Personen erhalten, die sich durch entscheidende Beweise ihres Bemühens um die Wiener Erzdiözese, durch treue, vieljährige Dienstzeit in Pfarre, Dekanat oder auf diözesaner Ebene, durch wissenschaftliche oder künstlerische Tätigkeit oder große, dem Gemeinwohl dienende Werke ausgezeichnet haben. Dabei wird jedoch ein einwandfreies Zeugnis christlichen Lebens zur Grundbedingung gemacht.

§ 10 - Die Auszeichnung wird nur an Laien verliehen.

§ 11 - Das Ehrenzeichen ist eine Medaille mit der Darstellung der Dom- und Metropolitankirche St. Stephan in Wien und dem Diözesanwappen. Die Umschrift lautet: "Die Erzdiözese Wien". Auf der Kehrseite ist das Wappen des Erzbischofs von Wien abgebildet und die Umschrift lautet: "für besondere Verdienste". Die Medaille wird den drei Klassen entsprechend in Gold, Silber und Bronze verliehen und wird am Dreiecksband getragen, dessen Farben die Diözesanfarben rot-weiß-rot auf gelbem Grund sind. Dem Träger des Ehrenzeichens wird eine Urkunde über die Verleihung ausgehändigt.

§ 12 - Ein Verzeichnis aller Träger des Ehrenzeichens ist im Erzbischöflichen Ordinariat aufzubewahren.

Wien, am 16. Mai 1964  -  Franciscus Kardinal König, Erzbischof"

Gestaltung der Dekoration

Die Vorderseite der Medaille trägt die Umschrift: "DIE ERZDIÖZESE WIEN +" und zeigt den Stephansdom sowie das Wappen der Diözese. Am unteren Scheitelpunkt der Vorderseite findet man den Namen des entwerfenden Künstlers "Welz". Die Rückseite zeigt das Wappen des Erzbischofs Kardinal Dr. Franz König - ab 1987 das Wappen der Erzdiözese Wien. Die Umschrift lautet: "FÜR BESONDERE VERDIENSTE". Anfang und Ende der Umschrift werden am unteren Scheitelpunkt der Rückseite durch ein "+" getrennt.

Das gelbe Dekorationsband ist 40 mm breit und wird durch einen 12 mm breiten rot-weiß-roten Mittelstreifen durchzogen. Lieferant der Dreiecksbänder, Damenmaschen und Rosetten ist die Firma Roth & Neffe in Wien 1. Zwar nicht im Auftrag, aber mit Einverständnis des Erzbischöflichen Ordinariats wurden von dieser Firma auf Wunsch eines Trägers auch Miniaturen (14,6 mm) in Silber und vergoldet für das Frackkettchen hergestellt.

Die Etuis, in denen sich neben der Dekoration auch eine Knopflochrosette befindet, sind in rotem Kunstleder gefertigt. Die Maße bewegen sich zwischen 10-11 cm Länge, 8-9 cm Breite und 2-2,5 cm Höhe, auf dem Deckel befindet sich das goldgeprägte Wappen. Die Auflage für die Dekoration ist aus rotem Samt, der Deckel mit weißem Satin gefüttert. Geliefert werden diese Etuis von der Firma Bernhard Hofing in A-3434 Tulbin (NÖ).

Die zirka 28 x 39 cm große Urkunde aus Elephantenhautpapier - unter Kardinal Groer kam auch weißes Kartonpapier zur Ausgabe - wird in einer Mappe von 28,5 x 40 cm, ebenfalls aus Elephantenhautpapier, überreicht. Gefertigt wird sie von der Firma Herold Druck u. Verlagsgesellschaft nach einem Entwurf von Prof. Wilma Frank aus dem Jahre 1963. Der Text ist in Latein abgefasst und vom Wappen des jeweiligen Erzbischofs überhöht.

Verleihungszahlen

Bis zu seiner Resignation am 16. September 1985 wurden durch Kardinal Dr. Franz König (1905-2004) folgende Ehrenzeichen verliehen:

  GOLD SILBER BRONZE
Frauen 8 77 371
Männer 2 283 725

Im Jahre 1986 erfolgten keine Verleihungen, danach wurde die Verleihung durch die nachfolgenden Erzbischöfe mit geänderter Rückseite wieder aufgenommen. Aus Gründen der Sparsamkeit wurden jedoch zuvor die Restbestände an goldenen und silbernen Medaillen des ersten Typs aufgebraucht.

 

Stephanus-Medaille in Bronze 1.Typ - Vorderseite Stephanus-Medaille in Bronze 1.Typ - Rückseite Verleihungsetui zum Stephanus-Ehrenzeichen

 

Quellen & Literatur:
Wiener Diözesanblatt Nummer 6 vom 1. Juni 1964
Rudolf Vogl; Das Ehrenzeichen vom hl. Stephanus der Erzdiözese Wien; in: Zeitschrift der ÖGO, Nr. 13 / Februar 1994

 

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