Der Royal Order of the Lion von Rwanda

© Jörg C. Steiner

Seit den 1950er Jahren verleiht der König von Rwanda (= Schreibweise in Englisch und Französisch, auf Deutsch Ruanda) den Orden des Löwen. Auch nach der Abdankung im Jahre 1961 wird das vom jeweiligen Thronanwärter im Exil weiter so gehandhabt.

Vorgeschichte

Bei Rwanda handelt es sich um eine jahrhunderte alte Monarchie, die von 1884 bis 1916 Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika gewesen ist. Nachdem im Laufe des Ersten Weltkrieges belgische Truppen das Gebiet und die Hauptstadt Kigeli erobern konnten blieb das Territorium zuerst als Mandant des Völkerbundes, dann der UNO unter belgischer Kontrolle. Im Jahre 1952 (nach anderen Quellen 1956) stiftete König Mutara III. den "Ordre Royal Du Lion". Sein Nachfolger König Kigeli V. wurde nach einem Referendum, indem sich die Bevölkerung mehrheitlich für eine Demokratie ausgesprochen hatte, gezwungen am 2. Oktober 1961 das Land zu verlassen. Der König ließ sich in Virgina (USA) nieder, verzichtete aber niemals formell auf seine Thronansprüche. Am 1. Juli 1962 wurde das Land als Republik auch von der belgischen Mandatsmacht in die Unabhängigkeit entlassen. Seither ist die Republik Rwanda  im Wesentlich durch seine Teilnahme am Zweiten Kongokrieg und den Massenmord zwischen den beiden Volksgruppen ("Hutus" und "Tutsis") im Jahre 1994 in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit geraten.

Als nun Mitte der 1990er Jahre das Land wieder in den US-Nachrichten vorkam, geriet der König im Exil - ähnlich wie auch zum Beispiel sein Leidensbruder aus Äthiopien - in die Fänge von amerikanischen Geschäftemachern, Marke Hedgfondmanager, die hier das große Geld witterten. Es ist eine durchaus international anerkannte Praxis, dass die Chefs ehemalig regierender Häuser im Exil den einen oder auch mehrere andere Hausorden weiter verleihen. Ob diese Hochwertigkeit selbstverständlich auch auf erst im Exil gestiftete Auszeichnungen auszuweiten wäre bleibt jedem selber überlassen. Ebenso wie beim Königshaus von Äthiopien wurden auch die Ordensangelegenheiten einer Person - nennen wir sie "Mr. M." - übertragen, der unverzüglich ans Werk schritt. Am 3. Jänner 1998 stiftete der exilierte König Kigeli V. den "Ordre Royal de la Grue", den "Ordre Ryoal de la Couronne" und den "Ordre Royal de la Tambour" - in dieser Rangreihenfolge und alle höherrangig als der "Ordre Royal du Lion" seines Vorgängers König Mutara III. Von diesen, sehr aufwändigen und grundsätzlich schönen Orden habe ich bis dato immer nur Abbildungen (Zeichnungen) gesehen, selbst die Autoren von Burkes's konnten 2006 nur Abbildungen, die ursprünglich aus dem Informationsheft von 1998/99 stammten, erhalten.

Stiftung und Verleihung

Am 3. Jänner 1998 stifte der König also die obgenannten Orden im Exil und verfügt gleichzeitig, dass er auch die Verleihung des schon bestehenden Orden des Löwen, mit anderen Insignien (vgl. Abbildungen unten) wieder aufnehmen würde. Da dieser Orden von seinem gestiftet worden war, reihte er in an niedrigsten, den eigenen, neuen hinzu. Aus wissenschaftlicher Sicht der Ordenskunde gesehen eine falsche Entscheidung, der ältere und vor allem noch in der Zeit wo die Familie tatsächlich regiert hat, gestiftete Orden ist jedenfalls hochwertiger, als irgendwo im Exil neu gestiftete Auszeichnungen und Würden. Im Zuge der allgemeinen Überarbeitung der Statuten im März 2004 wurde hier auch, ohne es groß als Änderung hervorzuheben, wieder das Aussehen der alten Insignien - ohne "K" zwischen den Flammenbündeln übernommen. Eine Abbildung der neuen Insignienform findet sich unten - zum Vergleich neben einem Foto der tatsächlich gelieferten Insignie, damit sich auch hier jeder selber ein Bild von versprochenem Schein und tatsächlicher Wirklichkeit machen kann.

Es muss nämlich - durch mehrere recherchierte Fälle in Europa belegt - festgehalten werden, dass, egal was "Mr.M." verspricht und auch egal wofür "Mr.M." Geld kassiert ein entsprechender Interessent fast immer nur eine Verleihungsurkunde bekommt. Das ist bei vielen anderen Orden von Herrschern im Exil auch nicht anders, aber es ist auffällig, dass "Mr.M.", der ja immerhin die Königshäuser von Rwanda und von Äthiopien in Ordensangelegenheiten vertritt, in seltsame Zufälle verwickelt ist. Da werden oftmals bezahlte und schriftlich versprochene Insignien nicht geliefert oder die Urkunden passen im Rang und im Orden (sic!) nicht zusammen. Das häufig Namen falsch geschrieben sind, liegt aber eher an Schlamperei gemischt mit der üblichen US-amerikanischen Präpodenz gegenüber allen anderen Sprachen und Kulturen. Wie "Mr.M." in zahlreichen eMails dem Autor (und einem anderen Gewährsmann) gegenüber zugegeben hat, hat ihn die aktuelle Bankenkrise in den USA "Haus und Job" gekostet. Es ist also legitim sich darüber Gedanken zu machen ob das Geld - und das sind nicht unerhebliche Summen - für die Orden und die Ordensinsignien überhaupt im vollen Umfange tatsächlich die Charity-Fonds der jeweiligen Könige erreichen. Es gilt natürlich im vollen Umfange die Unschuldsvermutung!

Gestaltung der Dekoration

Das Ordenszeichen sollte den Statuten und Abbildungen nach aus Silber sein und an verschiedenen Stellen vergoldet bzw. im Mittelmedaillon rot emailliert sein. Wie Stücke, die nach mehrfacher Nachfrage und der Bezahlung von weiteren 1.000,- US-Dollar an "Mr.M.", davon abweichen kann jeder selber unten sehen. Der Orden wird an einem roten Band mit dunkelblauen Randstreifen - laut Statuten nicht "blue" sondern "purple" - getragen. Er wird in fünf Klassen vergeben und zwar "grand cross", grand officer", "commander", "officer" und "member" - die beiden höchsten Klassen haben einen vergoldeten bzw. silbernen Bruststern in dessen rot-emaillierten Mittelmedaillon ein goldener stehender Löwe angebracht sein sollte. Die Verleihungsurkunde misst 43,2 mm x 27,7 mm. Grundsätzlich ist es schade, dass hier ein guter und attraktiver Orden eines echten ehemaligen Königs durch derart - freundlich formuliert - amateurhaftes Verhalten den sonst vielleicht tadellosen Ruf einbüßt.

 

Abbildung der 1998 geplanten Insignie. Abbildung der Insignie wie sie sein sollte. Großkreuz für Herrn - Avers Großkreuz für Herrn - Revers

 

Bruststern zum Großkreuz - Avers Brustkreuz zum Großkreuz - Revers Urkunde zum Großkreuz

 

Quellen & Literatur:
Guy Stait Sainty & Rafal Heydel-Mankoo: Burke's Peerage & Gentry - World Orders of Knighthood & Merite - Volume I - Wilmington 2006
Wikipedia-Einträge zu Rwanda
Längerer eMail-Verkehr mit dem Vertreter des Königs (Mr.M.) durch den Autor und zwei anderer Personen.

 

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