Der (schriftliche) Segen des Papstes in Rom

© Jörg C. Steiner

Die römisch-katholische Kirche war schon immer besonders geschäftstüchtig wie kaum eine anderen Organisation. Seit Ende des 19ten Jahrhundert kann der Segen des jeweiligen Papstes auch in (relativ standardisierter Form) schriftlich erworben werden.

Vorgeschichte

Als sich im ausgehenden 19ten Jahrhundert immer mehr Personen leisten konnten eine Reise nach Rom anzutreten, stieg nicht nur die Anzahl der Audienzteilnehmer, es stieg auch der Wunsch sich den erhaltenen Segen quasi nachhause mitzunehmen. Ob nun als Person, im Zuge der Pilgerreise oder schlicht zu einem besonderen Anlass wie Geburt, Hochzeit oder ähnliches, der Wunsch war da dies auch zu dokumentieren, den Segen im trauten Heim aufzuhängen und so die Nachbarn und Freunde zu beeindrucken und neidisch zu machen. Seit den Zeiten des, von Martin Luther so angeprangerten, Ablasshandels hatte der Heilige Stuhl noch niemals etwas gegen gute Geschäftsideen. Wurden in früheren Jahren (bis Ende des 19. Jahrhunderts sic!) ständig neue päpstliche Orden gegründet und an reiche Gläubige verschachert um einige Zeit später wieder aufgelassen zu werden, entdeckte man hier eine wesentlich breitere Schicht. Der Vatikan braucht immer Geld und dieses stinkt bekanntlich nicht. Die Klientel war vielleicht nicht so reich und exklusive wie bei päpstlichen Ritterorden oder anderen höchsten Würden, aber für kleines Geld war der rechtschaffene Gläubige gerne bereit sich den Segen des Heiligen Vaters ins Wohnzimmer mitzunehmen.

Verleihung und Gestaltung der Dekoration

Neben dem offiziellen Büro haben sich im Laufe der Jahre unzählige Stände und Shops etabliert, die dem Vatikanbesuchern Segen in allen nur erdenklichen Formen für jede Brieftasche passend anbieten. Hier bekommt der Interessierte Pilger - in fast allen lebenden Sprachen und in Latein - verschieden künstlerisch geschriebene Formulare angeboten - vom schlichten DIN A5 Querformat ohne Bild bis zum hauptsächlich verwendeten ca. DIN A4 großen Schmuckblatt mit gedrucktem Farbfotos des jeweiligen Papstes. Hier wählt man einfach und hinterlässt Name und Adresse, gegen kleines Geld wird das Blatt dann wenige Tage später fertig sein bzw. an die Heimatadresse geschickt werden. Da meist Nonnen damit befasst sind, kann man - sogar bei unserem Postservice - mit der zuverlässigen Lieferung rechnen. Die Preise richten sich nach der Ausstattung und schwanken zwischen 20,- und 40,- Euro.  Hier einige Beispiele dafür:

Johannes Paul II. (1990) Benedikt XVI. (2010)

Eingeweihte wenden sich natürlich direkt an die zwei Büros am Petersplatz, wo die richtig großen und immer mit einem originalen Farbfotos ausgestatteten Segensformular abgegeben werden. Diese kaligrafischen Kunstwerke lassen schon alleine aufgrund der äußeren Form die Daheimgebliebenen vor Neid erblassen. Außerdem lassen sich hier alle möglichen Anlässe eintragen und somir hervorragende Geschenke zum Beispiel zur Goldenen/Silberne usw. Hochzeit oder runden Geburtstagen beschaffen. Auch hier sind die Preise, sie liegen so zwischen 30,- und 50,- Euro, ausgesprochen günstig. Hier einige Beispiele dafür:

Pius XI (1925) 36,2 cm x 18,3 cm Pius XII (1951) 34,3 cm x 24,5 cm Benedikt XVI. (2011) 48,2 cm x 32,3 cm Papst Benedikt XVI. (2011) Querformat 32,5 cm x 40,5 cm

Zuständig für ALLE päpstlichen Segen ist die Dienststelle  Elemosineria Apostolica, an die man sich mittlerweile - furchtbar geschmack- und stillos - auch per eMail mit der Bitte an einen Segen wenden kann. Alle Formulare - ob groß, ob klein, egal wo in Auftrag gegeben - werden mit einem Prägesiegel und der Unterschrift des zuständigen "Archiepiscopus Eleemosynarius Apostolicus" versehen und bei einer der nächsten stattfindenden Papstmessen routinemäßig gesegnet, um danach ihren Eigentümern zugeführt zu werden.

Ob groß oder klein, ob von Souvenirstand oder vom offiziellen Büro - das bleibt jedem selber überlassen - persönlich empfehle ich jedoch jedem und natürlich auch jeder Romreisenden sich unbedingt so ein Erinnerungsstück aus der Ewigen Stadt mitzubringen!

 

Quellen & Literatur:
Recherche vor Ort und im Internet.

 

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