Die Orden der P.N.A. (Polish Nobility Association)

© Jörg C. Steiner

Zumindest seit dem Jahre 1970 verleiht die Polish Nobility Association (USA) verschiedene "Orden" an, meist zahlungskräftige Interessenten. Im Moment hat die 1927 gegründete P.N.A. ihren Sitz in der Villa Anneslie in Baltimore County, Maryland, da der gegenwärtige Präsident Dr. Roger Prince Cylinski-Polubinski, Gründer einer Kochschule in Maryland, ebendort wohnt.

Vorgeschichte

Am 27. Jänner 1927 wurde in den USA die Polish Nobility Association (P.N.A.) gegründet um die Unabhängigkeit Polens und Litauens (sic!) zu fördern bzw. diese Staaten vom Kommunismus zu befreien. Diese durchaus löblichen Ziele wurden unter anderem durch die Stiftung des dynastischen Ordens "Royal Order of Piast" zu erreichen gesucht. Trotz dieser Behauptung auf der einschlägigen Webseite ist eine Verleihung diese Ordens und auch der anderen Dekorationen vor dem Jahre 1970 nicht nachzuweisen. Im Jahre 1970 wurde nämlich Dr. Roger Prinz Cylinski-Polubinski zum Präsidenten der P.N.A. gewählt.

Der Gründer einer Kochschule wurde am 7. Dezember 1945 in Fairfield, Connecticut als Sohn von Reginald und Susan Polubinski geboren, doch war ihm bereits in frühester Jungend klar, dass er ein direkter Nachkomme des Prinzen Polubinski sein musst, der zusammen mit Jan Sobieski 1683 Wien von der Türken befreit hatte. Selbstverständlich blieb ein so bedeutender Mann auch international nicht unbemerkt. Als "Kight of Justice" des "Sovereign Order of St. John of Jerusalem" wurde er bereits 1975 zusätzlich zum Großprior dieses Ordens für Polen und Litauen ernannt. (Wahrscheinlich meinte er den Orden "St.John The Baptist of America" - siehe weiter unten) Jedenfalls wurde er als Präsident der P.N.A. und als Großprior am Kahlenberg bei Wien noch im selben Jahr vom Papst investiert! Wow, welche Ehre. Man stelle sich die Szene nur einmal vor - die polnischen Veteranen der Schlacht von 1683 treffen sich auf dem Kahlenberg, kehren dann sagen wir im Kahlenbergerdörfl beim Heurigen ein, im Hintergrund wird leise mit einer Zita abwechselnd die Melodie vom Dritten Mann und die Reblaus gespielt, da betritt der Papst inkognito, den seine Reise ist so geheim, dass weder die Medien noch der österreichischen Staat etwas davon mitgekriegt haben, das Gewölbe und investiert, quasi ambulant, den Amerikaner königlich polnischer Abstammung - wie ergreifend. Der Autor dieser Zeilen wünschte aufrichtig dabei gewesen zu sein!

Doch noch nicht genug der Ehre! Prinz Cylinski-Polubinski, mit zahlreichen Ehrendoktoraten und Ehrenmitgliedschaften nur so überhäuft, ist auch noch Chevalier des "Order Imperial Byzantine de Constantine",  Großkreuz des Ordens St. Eugene de Trabizont, Großkreuz und Bailli des "Order Souverain ET Militaire des Temple de Gerusalem" und last but not least Kommandeur des "Order of Polonia Restituta", verliehen durch den Präsidenten im Exil Julius Nowina-Sokolnicki in London. Eigentlich enttäuschend für einen polnischen Prinzen, hätte er 100,- Dollar draufgelegt, wäre sicherlich auch ein Großkreuz drinnen gewesen. Doch gottseidank gab es ja noch den Papst aus Polen - bereits 1983 lud dieser den Prinzen Cylinski-Polubinsik zu einer geheimen Privataudienz in den Vatikan um mit ihm mehrere Stunden über die Unterstützung der polnischen Adeligen im Exil bei der Befreiung Polens zu beratschlagen. Über diese Unterstützung wird sich der Lech Walesa dann später auch sehr gefreut haben!

Stiftung und Verleihung

Laut der Webseite der P.N.A. werden offenbar folgende "Orden" verliehen: "The Royal Order of Piast", "The Royal Order of Jagiellon" - diese beiden Orden werden als "Suprem Orders" bezeichnet und stehen offensichtlich über den weiter angeführten Orden, die da wären: "Order of Saint John The Baptist" (siehe weiter unten), den "Imperial Order of Saint Vladimir (1791)" - der einzige Orden mit diesem Namen wurde und wird vom Moskauer Patriarchen verliehen und hätte sicherlich keine Veranlassung sich einem amerikanischen Privatverein zu "unterstellen" - dem "Imperial and Royal Order of Saint Stanislas" mit dem kooperiert wird, hier handelt es sich offensichtlich um den Gesellschaftsorden, der durch Herrn Sokolnicki in London verliehen wird und dem "Order of Ss Cyril and Methodius", der sich dem Order of the Piast unterstellt habe und in diesem aufgegangen wäre. Hier kämen zwei Orden in Frage: der eine wurde und wird vom Moskauer Patriarchen verliehen, der andere war ein zaristisch-bulgarischer Orden, der weiterhin vom Thronanwärter im Exil verliehen wird. In beiden Fällen wäre die Inkorporation mit einem amerikanisch-polnischen Vereinsorden mehr als unglaubwürdig.

 

The Royal Order of Piast

Dieser Orden wäre angeblich im Jahre 1927 als dynastischer Hausorden der polnisch-königlichen Familie im Exil - mit Unterstützung bzw. Duldung der P.N.A. - gegründet worden. Mit diesem Orden sollten besonders Verdienste um die Befreiung Polens und Litauens, sowie um den "Slavic Commonwealth of Nationes" belohnt werden. Eine Verleihung vor 1970 konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Der aktuelle Großmeister wäre H.R.H. Prince Paul Salvator Piast Riedelski ein direkter Nachkomme des Königs von Polen Charles V. (1540-1627). Die Urkunden sind entweder von ihn unterschrieben, von einem "Count Leopold O.P." (?) oder von Roger Polubinski selber - eine ungewöhnliche Praxis bei einem dynastischen Orden mit regulärem Großmeister.

Gestaltung der Dekoration

Das Ordenszeichen besteht aus einem achtspitzigen Kreuz mit kleinen Kugeln an den Kreuzspitzen. Das runde Mittelmedaillon zeigt den polnischen Adler. Das Kreuz ist von einer einfachen Adelskrone überhöht und besteht aus vergoldetem Metallguss mit einer glatten Rückseite. Die Kreuze sind ca. 40 mm breit und 50 mm (inkl. Krone) hoch und in allen Klassen gleich groß. Der Ritter wird an einem Band auf der linken Brustseite getragen, der Komtur-Kreuz an einem spitz zulaufenden Halsband - in beiden Fällen ist das Band 40 mm breit und besteht aus gleich breiten Streifen in weiß/rot/blau/rot/weiß. Auf dem brillantierten Bruststern für Großkreuze ist das Ordenzeichen, ohne Kronenüberhöhung, mit roter Farbe bemalt

 

Ordenskreuz für Komture Verleihungsurkunde aus dem Jahre 1989 Bruststern für Großkreuze

 

The Royal Order of Jagiellon

Dieser Orden wäre angeblich im Jahre 1969 von Sigmund H. Uminski, Großkanzler der P.N.A., gestiftet worden um besonders die Verdienste der Litauer im "Polish-Lithuanian Commonwealth of Nationes" auszeichnen zu können. Dieser Orden soll, ebenso wie der Orden of Piast, 1974 beim Institut für Ordenskunde in West-Berlin bei Dr. Klietmann "registriert" worden sein. Abgesehen davon, dass sich Dr. Klietmann als ernsthafter Ordenskundler für so eine Registrierung nicht hergegeben hätte, wäre eine solche, selbst wenn sie tatsächlich erfolgt sein sollte, absoluter Nonsens ohne rechtliche Auswirkungen. Man hätte sich auch bei der Berufsgenossenschaft der Würstelfrauen in Hoboken New Jersey registrieren lassen können, das hätte den selben Effekt gehabt.

Trotz intesivster Recherche konnte keine Verleihung diese Ordens bis dato nachgewiesen werden, keine Verleihungsurkunde oder real existierende Insignie aufgetrieben werden. Das untenstehende Bild von der Webseite der P.N.A. wird ausdrücklich als Muster-Zeichnung des möglichen Aussehens des Ordens bezeichnet - was wohl auch für noch nicht existierende Insignien spricht - eine mögliche Bandfarbe wird auch nicht angegeben.

 

Entwurf des Ordenskreuzes

 

The Order of St. John The Baptist of America

Auf der Webseite der P.N.A. wird zwar behauptet, dass dieser Orden den beiden obgenannten untergeordnet wäre, trotzdem dürfte es sich dabei nicht um eine Stiftung der P.N.A. handeln. Der, ebenfalls seit ungefähr 1970 in Erscheinung getretene Orden dürfte zwar im Dunstkreis der Personen in und um die P.N.A. entstanden und vertrieben werden, hat aber offensichtlich eigenständige Betreiber. Er wird daher in einem separaten Artikel behandelt:

Order of St. John The Baptist of America

 

Quellen & Literatur:
Download von der Webseite der P.N.A. vom Jänner 2011
Korrespondenz zwischen dem Autor und einem Träger des Komtur-Kreuzes des Royal Order of Piast
Guy Stair Sainty and Rafal Heydel-Mankoo: Burke's Peerage & Gentry - World Orders of Knighthood & Merit; Wilmington Delaware (USA) 2006 - Volume 2

 

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