Friedrich A. Nachazel
© Jörg C. Steiner
Friedrich A. Nachazel wurde am 8. Juni 1934 in Wien-Hietzing geboren. Nachdem er das Gymnasium am Bacherplatz abgebrochen hatte, erlernte er den Beruf Koch und Kellner, den er auch bis 1967 ausübte. In diesem Jahr gelang es ihm eine Anstellung im Bundesministerium für Landesverteidigung zu erhalten, wo er dann auch bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand tätig war.
Von frühester Jugend an von Tradition und Tracht der Tiroler Schützen fasziniert trat er bereits früh dem Trachtenverein "D' Wildschützen Wien" bei, gründete jedoch bereits am 4. Juni 1964 seinen eigenen Verein namens die "Burggräfler". Doch Tracht alleine war Friedrich Nachazel auf Dauer nicht genug und so gründete er im Frühjahr 1968 die 1. Tiroler Schützenkompanie "Berg Isel" in Wien. Anfangs, vor allem von den Schützen in Tirol, noch belächelt bekam seine Idee, nicht zuletzt durch zahlreiche Tiroler im Wiener Exil regen Zulauf. 1975 wurde die Schützenkompanie "Berg Isel" in Schützenkompanie "Schloss Tirol" umbenannt und mit den neu aufgestellten Schützenkompanien "Pater Haspinger" und "Speckbacher" zum "Tiroler Schützenbataillon in Wien" unter dem Kommando des Schützen-Hauptmanns Nachazel vereinigt. Seine Verdienste um die Traditionspflege wurden sogar von der Stadt Wien mit der Verleihung des Silbernen Verdienstzeichens 1979 honoriert. Jetzt war aber in Tirol Schluss mit Lustig, nicht nur, dass da ein dahergelaufener Wiener als Tiroler Schütze herumläuft, schlimmer noch er hat damit großen Erfolg, kriegt sogar Auszeichnungen vom tiefroten Wien, da hört sich ja wirklich Alles auf - und genau dafür wurde schnellstens gesorgt! Bei einem großen Treffen der Tiroler Schützen in Wien wurde Schützenhauptmann Nachazel klar gemacht, dass sofort alles zu unterbleiben hätte, keine Nicht-Tiroler mehr als Schützen, keinerlei Namensähnlichkeit mit Tirol, Schützen und überhaupt, keine Tiroler Tracht, keine Schützen-Privilegien, keine Aufnahme im Dachverband der Tiroler Schützen - langer Rede kurzer Sinn, der "Wiener Spuk" wurde beendet.
Doch so leicht gibt ein Friedrich Nachazel nicht auf, er versammelte seine Getreuen zur Krisensitzung um sich, sinniger Weise in deren Stammlokal am Südtirolerplatz, um eine Lösung zu beratschlagen. Aus heutiger Sicht war die Lösung natürlich eine naheliegende, jedenfalls wurde 1980 das "Deutschmeister Schützenbataillon Wien" gegründet, die damals existierenden Deutschmeister waren ja nur noch eine Musikkapelle, und warum sollte das Wiener Hausregiment nicht auch noch ein Schützenbataillon - die Bezeichnung "Schützenkompanie" sollte man ja vermeiden - vertragen. Als Kommandant wurde Johann Schaffer gewählt, Fritz Nachazel blieb vorerst Stellvertreter. Am 4. September 1982 erfolgt auch noch die Gründung des Landesverbandes Wien-Niederösterreich-Burgenland um verschiedene kleinere schon existierende Verbände integrieren zu können. Ebenfalls im Jahre 1982 erfolgte auch die Umbenennung in "Altes Deutschmeister Schützenkorps". Durch seine Verbindungen zum Bundesministerium für Landesverteidigung war es dem Deutschmeister Schützenkorps, das neben den farbenprächtigen Traditionsuniformen für Ausrückungen auch eine dem Bundesheeranzug ähnliche "Arbeitsadjustierung" besaß, möglich zusammen mit dem Bundesheer und auf Schießeinrichtungen des Bundesheeres zu üben. Nachdem Oberschützenmeister Johann Schaffer seine Funktion zurückgelegt hatte wurde Friedrich Nachazel 1988 sein Nachfolger.
Friedrich Nachazel war 1986 maßgeblich an der Neugründung des Deutschmeisterbundes beteiligt, ebenso wie 4 Jahre später an der Gründung der "Union Europäischer Wehrhistorischer Gruppen" in Zürich. Doch auch darüber hinaus blieb Oberst i.TR. Nachazel ein umtriebiger "Gründer"; 1990 versuchte er die Gründung eines Erzherzog Eugen Ordens, dem jedoch nur ein kurzes Leben beschieden war, am 20. April 1997 war er maßgeblich an der Gründung des "Traditions Füsilier- und Grenadierzuges Perchtoldsdorf Hoch- und Deutschmeister 1809" beteiligt. Im Jahre 2000 gründete er die Bruderschaft vom Weißen Adler auch Orden vom Weißen Adler genannt, deren erster Großmeister er war. Oberst i.TR. Friedrich A. Nachazel starb, von langer und schwerer Krankheit gezeichnet, am 26. Jänner 2004 in Wien.