Das Leopoldskreuz für Verdienste um das Stift Klosterneuburg

© Jörg C. Steiner

Seit dem Jahre 1985 verleiht der jeweilige Propst das 1114 gegründeten Augustiner-Chorherrn-Stifts Klosterneuburg eine, Leopoldskreuz genannte, tragbare Dekoration in drei Stufen, um Personen, die sich in besonderer Weise um das fast 900 Jahre alte Stift verdient gemacht haben sichtbar auszuzeichnen.

Vorgeschichte

Das Jahr 1985 war in mehrfacher Hinsicht ein Jubeljahr für das alterwürdige Stift, die, seit 1980 dauernden umfangreichen Generalsanierungsarbeiten fanden ihren Abschluss, gerade rechtzeitig zum 500-Jahr-Jubiläum der Heiligsprechung des Klostergründers, was auch mit einer entsprechenden Landesausstellung "Der heilige Leopold - Landesfürst und Staatssymbol" gewürdigt wurde und darüber hinaus beging der langjährige Propst Gebhard Koberger, er war 1953 mit nur 44 Jahren zum damals jüngsten Stiftsprälaten gewählt worden, am 27. Juni 1985 sein goldenes Priesterjubiläum.

Anfang des Jahres äußerte Propst Koberger also den Wunsch, vor allem Angesichts der zahlreichen bei der Renovierung geleisteten Dienste, ein Verdienstzeichen, wie es schon von einigen Stiften und Diözesen in Österreich verliehen wird, zu schaffen. Mit dem Entwurf eines solchen Ehrenzeichens wurde der Mitbruder DDr. Floridus Röhrig beauftragt. Dieser legte seinen Entwurf, der sich stark am ehemaligen österreichisch-ungarischen Leopoldsorden orientierte, am 2. September 1985 dem Kapitelrat vor. Die dazugehörigen Statuten waren gemeinsam mit dem Stiftsdechant Michael Duscher ausgearbeitet worden. Sowohl der Entwurf der Dekoration als auch die Statuten wurden vom Kapitelrat genehmigt und die Firma Rudolf Souval in Wien mit der Herstellung der Kreuze beauftragt.

Stiftung und Verleihung

Das Kapitel des Chorherrnstifts Klosterneuburg hat in seiner Sitzung vom 17. Oktober 1985 die Schaffung eines Ehrenzeichens beschlossen. Damit soll für besondere Leistungen zugunsten des Stifts Anerkennung und Dank bekundet werden. Für dieses Ehrenzeichen werden folgende Satzungen festgelegt:

§ 1 Das Ehrenzeichen soll in Erinnerung an den Klosterstifter, den Heiligen Markgrafen Leopold III., den Titel tragen: "Leopoldskreuz für Verdienste um das Stift Klosterneuburg".

§ 2.  Über die Verleihung entscheidet der Propst mit Zustimmung des Kapitelrates. Die Verleihung nimmt der Propst oder ein von ihm bestimmter Stellvertreter vor.

§ 3.  Das Ehrenzeichen wird in drei Klassen - in Bronze, Silber und Gold - verliehen.

§ 4.  Zweck der Auszeichnung ist die öffentliche Anerkennung besonderer Leistungen für das Stift Klosterneuburg.

§ 5.  Die Auszeichnung kann sowohl Priestern als auch Laien verliehen werden. Auch Bedienstete des Stiftes können sie erhalten, jedoch nur für Leistungen, die über ihre normalen Dienstverpflichtungen hinausgehen. Von der Verleihung ausgeschlossen sind Chorherrn und Familiare des Stiftes.

§ 6.  Einen Antrag auf Verleihung des Ehrenzeichens kann jeder Chorherr des Stiftes Klosterneuburg stellen.

§ 7.  Das Ehrenzeichen besteht aus einem rot und weiß emaillierten Tatzenkreuz mit leicht eingebogenen Enden. Die Mitte nimmt das Stiftswappen (in Rot eine weiße Sturzkrücke) in kreisrunder Form ein. In halber Länge der Kreuzarme ist ein Lorbeerkranz unterlegt, der je nach der Klasse in Gold, Silber oder Bronze ausgeführt ist. Bekrönt wird das Kreuz vom Österreichischen Erzherzogshut in Email. Die glatte Rückseite des Kreuzes trägt die Inschrift "Das Stift Klosterneuburg dankt.". Die dritte Klasse des Ehrenzeichens (Bronze) wird als Brustdekoration, die beiden anderen lassen (Silber und Gold) werden als Halsdekoration getragen. Das Ordensband ist der Länge nach von Rot und Weiß mehrfach gestreift.

§ 8.  Das Ehrenzeichen geht in den persönlichen Besitz des Ausgezeichneten über und braucht nach dessen Ableben nicht zurückgestellt zu werden. Zugleich mit dem Ehrenzeichen wird eine Urkunde über die Verleihung überreicht.

§ 9.  Ein Verzeichnis aller Träger der Auszeichnung ist im Stiftsarchiv aufzubewahren.

Gestaltung der Dekoration

Das Leopoldskreuz ist auf der Vorderseite am Rand weiß, sonst rot emailliert, wobei durch das durchscheinende rote Email der Kreuzarme eine feine Flinkierung sichtbar ist. Das runde Mittelmedaillon zeigt das Stiftswappen, ebenfalls rot-weiß emailliert. Leicht abweichend von der in den Statuten ausgeführten Beschreibung ist die Metallfarbe des ganzen Kreuzes inklusive des Lorbeerkranzes und des Herzogshutes der jeweiligen Klasse angepasst, also entweder bronze, versilbert oder vergoldet ausgeführt. Bei dem als bewegliches Trageglied verwendeten Herzogshut ist nur die Fütterung rot emailliert. Auf der glatten Rückseite der Kreuze aller Klassen befindet sich in erhabenen Lettern die Inschrift: "Das Stift Klosterneuburg dankt".

Das 40 mm breite Band ist in 4 rote und 3 weiße Streifen gleicher Breite geteilt. Die Kreuze der dritten Klasse werden an einem dreieckig gefalteten Band auf der linken Brustseite getragen, die Kreuze der übrigen beiden Klassen sind Halsdekorationen. Die Kreuze werden in einem rechteckigen, rot bezogenen Schnappetui überreicht, dessen Himmel weiße Seide und dessen Einlage aus weißem Samt besteht. In der Einlage findet sich keine Aussparung für eine Miniatur, es wird auch keine mitüberreicht. Bei der bisherigen sehr niedrigen Verleihungszahl ist die Herstellung einer entsprechenden Miniatur, eventuell auch von anderer Seite, mehr als fraglich. Die Urkunde ist in deutscher Sprache abgefasst und wird vom jeweiligen Propst unterschrieben und gesiegelt. Die Urkunde wird in einer Mappe gleichen Materials zusammen mit dem Leopoldskreuz überreicht.

Verleihungszahlen

Die ersten Verleihungen standen selbstverständlich im direkten Zusammenhang mit den jahrelangen Renovierungsarbeiten. Am Leopolditag, dem 15. November 1985, wurden der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig und seine beiden Stellvertreter, Dr. Erwin Pröll (Finanzreferent) und Leopold Grünzweig (Kulturreferent), mit dem Leopoldskreuz in Gold ausgezeichnet; diese drei Persönlichkeiten hatten bedeutende Mittel für die Restaurierung des Stiftes zur Verfügung gestellt. Am 13. Februar 1986 erfolgten weitere Verleihungen in diesem Zusammenhang und zwar Leopoldskreuze in Silber an Msgr. Walther Panzenböck (Baudirektor der Erzdiözese Wien), Prälat Franz Ramler (Baudirektor der Erzdiözese St.Pölten), Hofrat Dr. Johannes Gründler und Hofrat Dr. Georg Schmitz (der ehemalige und gegenwärtige Leiter der Kulturabteilung der NÖ-Landesregierung) sowie an Hofrat Dr. Werner Kitlitschka (Landeskonservator von NÖ). Weiters erhielten Leopoldskreuze in Bronze Frau Prof. Ingrid Karl für die Restaurierung des Albrechtsaltars und verschiedener Bilder, die beiden Archäologen Dr. Hannsjörg Ubl (Ausgrabungen im Stiftsbereich) und Dr. Johannes Wolfgang Neugebauer (Ausgrabungen in der Martinskirche), sowie der Stiftsbaumeister Franz Maier, in dessen Händen die Koordinierung aller Restaurierungsarbeiten gelegen war. Außerdem erhielt der Direktor i.R. Karl Pfrogner aus Korneuburg, einer der ältesten Mitarbeiter der volksliturgischen Bewegung, der als prominenter Briefmarkensammler gerade im Jubiläumsjahr wirksame Werbung für das Stift Klosterneuburg betrieben hatte, ebenfalls das Kreuz in Bronze.

Seit diesen ersten Verleihungen erhielten, auch unter dem Nachfolger von Propst Gebhard Koberger, der 1987 emeritierte, Propst Bernhard Backovsky, weitere Persönlichkeiten das Leopoldskreuz, doch standen deren Verdienste nicht mehr im Zusammenhang mit dem Stiftsjubiläum. Es wird versucht durch eine möglichst sparsame Zuerkennung den Wert dieser Auszeichnung zu erhalten, so wurden seit der Stiftung im Jahre 1985 bis Ende 2002 insgesamt lediglich 5 goldene, 18 silberne und 43 bronzene Kreuze verliehen.

 

Leopoldskreuz in Gold - Vorderseite Leopoldskreuz in Bronze im Etui mit Verleihungsurkunde

 

Quellen & Literatur:
DDr. Floridius Röhrig; Propst Gebhard Koberger - Von Klosterneuburg zur Weltkirche; Klosterneuburg 1989
Auskünfte und Material per e-mail durch den Stiftsarchivar Dr. Karl Holubar an den Autor im Sommer/Herbst 2002
Jörg C. Steiner; Das Leopoldskreuz für Verdienste um das Stift Klosterneuburg - in: MILITARIA - Heft 1/2003; Verlag Patzwall, Norderstedt Januar/Februar 2003

 

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