Das Ehrenkreuz der Erzbasilika St. Johann vom Lateran

© Jörg C. Steiner

Von 1903 bis 1977 verlieh das Kapitel der Kirche des Heiligen Johann im Lateran ein Ehrenkreuz, das häufig - auch in der Fachliteratur - fälschlich als päpstliche Auszeichnung bezeichnet wurde und wird. Die Verleihung dieses Ehrenkreuzes, auch "Laterankreuz" oder "Johanniterkreuz vom Lateran" genannt, durch das Kapitel der Erzbasilika wurde vom Papst, ähnlich wie beim Pilgerkreuz, dem eigenständigen Kapitel lediglich erlaubt. Der Papst ist daher weder Stifter noch Verleiher dieser Dekoration gewesen.

Vorgeschichte

Die Erzbasilika vom Heiligen Johannes zählt sicher zu den beeindruckendsten Kirchen des Laterans in Rom, kein Wunder also, das deren Renovierung und Erhaltung große Mengen Geldes kostet. Als um das Jahr 1900 das Dach der Kirche bereits so reparaturbedürftig war, das eine großangelegte Renovierung unausweichlich schien, beriet das Kapitel verschiedene Möglichkeiten wo und wie das Geld hierfür aufzutreiben wäre. Man verfiel auf die durchaus vernünftige Idee Personen, die entsprechend hohe Spenden aufbrachten durch die Verleihung eines sichtbaren Zeichens besonders zu würdigen. An der Eitelkeit der Leute ließ sich ja zu allen Zeiten gut verdienen.

Diese Möglichkeit einer tragbaren Auszeichnung, gestaffelt nach Höhe der Spenden, war durchaus naheliegend, hatte doch der Kustos im Heiligen Land mit dem sogenannten Pilgerkreuz kurz zuvor ähnliche Wege erfolgreich beschritten. Bei Papst Leo XIII., der offenbar in diese Richtung durchaus aufgeschlossen war, fand man ein offenes Ohr und so kam es zur Schaffung eines Ehrenkreuzes in drei Graden, wodurch auch die Möglichkeit gegeben war Personen je nach der Höhe ihrer Spende sichtbaren Dank abzustatten.

Stiftung und Verleihung

Am 18. Februar 1903 erlaubte Papst Leo XIII. dem Kapitel der Erzbasilika die Verleihung von Ehrenkreuzen in Bronze, Silber und Gold an Personen beiderlei Geschlechtes, die sich um die Erzbasilika verdient gemacht hätten. Als jedoch die Renovierungsarbeiten am Dach der Kirche beendet waren, wurden die Kreuze stillschweigend weiterhin gegen entsprechende Spenden an Interessierte verliehen. Warum sollte auch das Kapitel auf diese lukrative Art der Einkünfte verzichten? Zum Einen waren ja noch Kreuze aus der Produktion übriggeblieben, die man ja nicht einfach wegwerfen konnte und zum Anderen gibt es bei einem Bauwerk dieser Größe und dieses Alters immer etwas zu reparieren und renovieren.

Diese Praxis schien sich in den folgenden Jahren derart ausgeweitet zu haben, dass sich das vatikanische Sekretariat mehrfach veranlasst sah Warnungen auszusprechen und das Kapitel der Erzbasilika zur Eindämmung dieses "Handels" zu mahnen. Dies gipfelte in einer amtlichen Verlautbarung im L'Osservatore Romano vom 30. Dezember 1954 wo klar festgehalten wurde, dass es sich beim sogenannten Laterankreuz keinesfalls um eine päpstliche Auszeichnung handle. Papst Paul VI. untersagte schließlich im Jahre 1977 jede weitere Verleihung dieser Ehrenkreuze.

Gestaltung der Dekoration

Das Laterankreuz gibt es in zwei deutlich zu unterscheidenden Ausführungen. Offenbar wurde nach dem 2. Weltkrieg, möglicherweise im Zusammenhang mit der obenerwähnten Feststellung 1954, das Aussehen der Dekoration entscheidend geändert.

1. Typ:  Die Dekoration besteht aus einem griechischen Kreuz mit vier Medaillons an den Enden und einem größeren in der Mitte. Jedes Medaillon zeigt das Portrait eines Heiligen. Die waagrechten tragen die der Kirchenpatrone - rechts den Apostel Johannes und links Johannes den Täufer - die senkrechten Medaillons jene der Schutzheiligen von Rom - Petrus und Paulus. Das größte Medaillon in der Kreuzmitte zeigt des Haupt Christi mit dem Heiligenschein. Die Rückseite trägt die lateinische Inschrift: "SACROCANCTA LATERANENSIS ECCLESIA OMNIUM ET ORBIS ECCLESIARUM MATER ET CAPUT" - die ungefähre deutsche Übersetzung: "Die allerheiligste Lateran Kirche, Mutter und Oberhaupt aller Kirchen in Rom un in der ganzen Welt".

Die Ehrenkreuze aller Grade werden an einem roten Band mit blauen Randstreifen auf der rechten Brustseite getragen. Durch die lange Verleihungsperiode gibt es entsprechende Bänder in den gängigsten Breiten und Ausführungen zum Beispiel Dreiecksbänder, Damenmaschen usw. Zumindest vor dem 2. Weltkrieg wurden von den größeren einschlägigen Herstellern auch Miniaturen angeboten, eine Beteilung oder Beschaffung von Miniaturen durch das Kapitel gab es jedoch nicht.

2. Typ:  Die Dekorationen gleicht auf der Vorderseite dem 1. Typ, jedoch sind die Medaillons auf den Kreuzarmen untereinander mit einem ornamentierten Ring verbunden. Auf der Rückseite tragen die Medaillons den Namen Christi bzw. der jeweiligen Heiligen. Das Kreuz ist von einem ovalen, lorbeerumkränzten, bewegliche angebrachten Trageglied überhöht, das auf der Vorderseite die Inschrift: "SACROCANCTA LATERANENSIS ECCLESIA" und auf der Rückseite die Worte: "OMNIVM VRBIS ET ORBIS ECCLESIARVM MATER ET CAPVT", in jeweils drei Zeilen, trägt.

Die Kreuze aller Grade des 2. Typs wurden in einem 7,6 x 12,5 cm großem, rotbraun bezogenen Etui verliehen. Das goldverzierte Verleihungsetui war innen mit roter Seide bzw. dunkelrotem Samt ausgelegt und enthielt neben der Volldekoration auch eine Miniatur des Kreuzes.

Laterankreuz 1. Typ mit Miniatur - Vorderseite

Laterankreuz 1. Typ - Verleihungsetui

Laterankreuz 2.Typ - Vorderseite Laterankreuz 2.Typ - Rückseite Laterankreuz 2.Typ - Verleihungsetui

 

Quellen & Literatur:
Frédéric Guigue de Champvans de Farémont; Histtoire et Législation des Ordres de Chevalerie Marques D'Honneur et Médailles du Saint-Siége; 2 Bände, Paris 1932/33
Paul Ohm Hieronymussen; Handbuch europäischer Orden in Farbe; Kopenhagen 1966 und 2. Auflage Berlin 1975
Hyginus Eugene Cardinale; Orders of Knighthood Awards and The Holy See; G.B. 1983

 

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