Der Ritterorden "Grüner Humpen zue Vindobona" 1873

© Jörg C. Steiner

Seit dem Jahre 1873 existiert in Wien der Geselligkeitsverein "Ritterorden Grüner Humpen zue Vindobona" dessen Mitglieder ein qualitätsvoll gefertigtes Mitgliedsabzeichen in Form eines Bruststernes tragen.

Vorgeschichte

Im 19. Jahrhunderts entstanden in Österreich und Süd-Deutschland zahlreiche romantisierende Rittervereine. Als Vorbild diente die legendäre  "Wildensteiner Ritterschaft zur blauen Erde" auf Burg Seebenstein im Pittentale, in der Nähe von Wiener Neustadt. Sie wurde im Jahre 1790 von Anton David Steiger, einem Ökonomieverwalter der Theresianischen Militärakademie, gegründet. Was zuerst nur fröhlicher Geselligkeit dienen sollte, erhielt bald einen feineren Sinn durch das Nachempfinden der Ritterbräuche und Umgangsformen. Satzungen bildeten sich heraus, Grade der Reife und Würde wurden festgelegt, die "Ritter und Knappen" erhielten neben ihrem bürgerlichen Namen einen weiteren, altertümlich und romantisch klingenden. Titel und Ämter wurden übertragen, kurz ein Ordensgeist wurde lebendig, der den Charakter und die Lebensauffassung der Beteiligten weitgehend beeinflußte.  Den Glanz aber brachte der Seebensteiner Ritterschaft ihr späterer Groß- und Hochmeyster - Erzherzog Johann, der sich Hanns von Österreich, der THERNBERGER nannte. In der Zeit von 1790 bis 1823 wurden auf Seebenstein, das im Besitz des Fürsten Liechtenstein war und der die Burg bloß zur Verfügung gestellt hatte, viele Feste gefeiert. Unter dem Druck des Fürsten Metternich mußte die Ritterschaft jedoch anno 1823 aufgelöst werden. Ab Mitte der 1850er Jahre entstanden nach diesem Vorbild verschiedene Geselligkeitsvereine, vor allem in Österreich und in Bayern, der Ritterorden Grüner Humpen zue Vindobona ist einer der ältesten heute noch bestehenden Vereine, dessen erster Großmeister auch Gründer eines deutsch-österreichischen Dachverbandes war.

Stiftung und Verleihung

Am 11. Mai 1873 gründete Joseph Mauczka (Josephus von Thury) gemeinsam mit seinem Bruder Eduard und Wilhelm von der Als, einem Ritter der Ritterbünde Grüne Insel und Güldener Humpen, den "Allzeit hohen Ritterorden derer zum Grünen Humpen". Josephus von Thury, ein begeisterter Verfechter des ritterlichen Gedankengutes, unternahm im Jahre 1883 eine zweimonatige Reise durch Bayern und Österreich, um die damals bekannten 24 Ritterschaften zu besuchen. Im Oktober 1884 fand der 1. Reichstag der Ritterschaften statt bei dem die "Vereinigung Österreichischer und Bayrischer Ritterschaften" gegründet wurde, woraus sich in späteren Jahren der "Österreichische Ritterbund (ÖR)" und der "Deutsche Ritterbund (DR)" entwickelten. Josephus von Thury wurde über Antrag der Ritter vom Heiligen Grab zue Oeniponte (Innsbruck) zum 1. Hochmeyster auf Lebenszeit gewählt. Im Jahre 1895 verstarb er unerwartet im 52. Lebensjahre, doch seine Hinterlassenschaft war ein aus immerhin 30 echten Rittern bestehender Verein!

Seit dem 11. Jänner 1985 steht der Großmeyster RÜDIGER von SCHÖNFELD (Ernst Biernecker) an der Spitze des Bundes, der heute rund 40 Mitglieder - Männer und Frauen - zählt, denen die Pflege der mittelalterlichen Ideale, der Musik und der Dichtkunst am Herzen liegen. Höhepunkte in der kürzeren Vergangenheit waren sicher das 100. Stiftungsfest im Jahre 1973 in Wien im Bayrischen Hof, das 125. Stiftungsfest im Jahre 1998 auf der Burg in Perchtoldsdorf und die unzähligen Fahren, welche der Grüne Humpen in den letzten Jahren zu vielen Ritterschaften Österreichs und Deutschlands unternommen hat. Wer sich als Mitglied bewirbt ist herzlich zu mehreren Geselligkeitsabenden zum Kennernlernen eingeladen, nach der Abgabe eines Aufnahmeantrages wird von allen Mitglieder darüber abgestimmt, wobei Einstimmigkeit erzielt werden muß, die weiteren Ränge sind klassischerweise Knappe - Junker - Ritter. Die echten Ritter tragen offenbar den untenstehenden Bruststern als Mitgliedsabzeichen.

Gestaltung der Dekoration

Die Dekoration ist ein brillantierter, achtstrahliger Bruststern mit 97 mm Durchmesser. Das runde, weiß emaillierte Mittelmedaillon zeigt ein goldenes, grün emailliertes Trinkgefäß. Um das Mittelmedaillon verläuft ein oben offener Kranz aus goldenen, grün emaillierten Eichenlaub-Blättern.

 

Bruststern des "Ritterordens Grüner Humpen zue Vindobona"

 

Quellen & Literatur:
Informationen von der Homepage des Geselligkeitsvereines "Ritterorden Grüner Humpen zue Vindobona" 1873; Download vom 21. Juni 2006
Verkaufskatalog der Galerie D'Histoire André Hüsken, Hamburg; "Unbekannter Ordensstern" - derzeit noch immer nicht identifiziert im Online-Angebot dieser Firma.

 

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